Der Seminal Analyzer stellt sich vor
Interview mit Zacharias Böhler (Gründer der tensorscope GmbH)
Die Erstellung von Spermiogrammen ist zeitaufwendig und lohnt sich für viele urologische Praxen kaum noch. Je nach Erfahrung des Fachpersonals variiert die Qualität der Spermiogramme stark. Genau für diese Problematik hat tensorscope eine Lösung erarbeitet.
Was genau ist der Seminal Analyzer?
Der Seminal Analyzer ist eine Software zur Analyse von Mikroskopbildern, welche auf jedem Windows Gerät nutzbar ist. Verbunden mit einer Okularkamera wird ein normales Lichtmikroskop zu einem intelligenten Gerät, zur Ansicht und Auswertung von Mikroskopbildern und zur exakten Bestimmung mikroskopischer Kennzahlen des männlichen Ejakulats. Natürlich WHO-konform. Wer möchte kann so den Mikroskop Alltag ganz bequem auf den Computer Monitor verlagern.
Was war bei der Entwicklung besonders wichtig?
Bei der Entwicklung haben wir uns zuallererst in die Labormitarbeiter*innen im Bereich männliche Fortpflanzung hineinversetzt um zu verstehen, was diese genau brauchen.
Es gibt ja bereits einige Produkte zur automatischen Erstellung von Spermiogrammen, wobei meist ein kostspieliges Gerät erworben werden muss, zusätzlich fallen die laufende Kosten für spezielles Verbrauchsmaterial an. Das wollten wir nicht.
Vielmehr soll unser Service – unabhängig von der Ausstattung – von jedem Labor ganz unkompliziert und ohne große Investitionen nutzbar sein. Dazu gehört, dass Nutzer die Mikroskope, mit denen sie bereits seit vielen Jahren arbeiten, weiter nutzen können und so wenig wie möglich zusätzliche Anschaffungen erforderlich sind. Ein Vorteil von dem im Besonderen solche Praxen profitieren, in denen relativ wenige Spermiogramme durchgeführt werden.
Weitere Kernziele der Entwicklung waren eine intuitive Handhabung sowie ein Arbeitsablauf in der Software, welche die bekannten Abläufe im Labor optimal abbildet. Dabei war uns besonders wichtig, dass die Anwendung selbsterklärend ist und ohne aufwendige Trainings genutzt werden kann. Insbesondere bei der Gestaltung dieser Abläufe haben wir uns regelmäßig Feedback von Anwendern eingeholt und uns kontinuierlich verbessert.
Wie genau funktioniert der Service?
Wir stellen eine kostenfreie Software zur Verfügung, welche in Verbindung mit der benötigten Hardware jedes Lichtmikroskop auf die digitale Mikroskopie umrüstet.
Bevor ein Nutzer die Software zur Erstellung von Spermien-Analysen nutzen kann, muss diese erst lernen, die speziellen Eigenarten des individuellen Mikroskops korrekt zu interpretieren. Hierfür werden vom Nutzer einige Bild- und Videobeispiele gesendet. Wir nutzen diese um unsere KI zu trainieren. Dazu werden die Daten von einem unserer Machine Learning Technicians manuell nachbereitet – also jede Spermie einzeln markiert und klassifiziert. Diese Phase nennen wir “Lernphase”.
Erst wenn die KI genug trainiert ist und Ergebnisse den Qualitätsbestimmungen entsprechen, wird der Kunde für die produktive Nutzung der Analyse-Funktion freigeschaltet. Der Kunde bekommt zudem einen umfassenden QM-Report zugesendet.
Von nun an bestimmt der Seminal Analyzer auf Knopfdruck Konzentration und Motilität von Ejakluatproben. Dazu werden Bilder/Videos der Probe an unseren Server gesendet und ausgewertet. Dem Nutzer liegen die Ergebnisse innerhalb von kürzester Zeit in der lokalen Anwendung vor.
Die Abrechnung erfolgt ganz transparent und fair pro bereitgestelltem Datenset.
Welche Vorteile hat die Nutzung des Analyzers?
Die wesentlichen Vorteile liegen in der Präzision, Vergleichbarkeit, Nachvollziehbarkeit und der Zeitersparnis.
Die moderne Bilderkennungs-Technologie ist schneller und genauer als das menschliche Auge. Und vor allem: sie ermüdet nicht. Die Qualität der Analyseergebnisse ist folglich unabhängig vom Auge des Betrachters, da sie anhand von Referenzwerten objektiv berechnet werden.
Ein weiterer positiver Effekt des Seminal Analyzers ist, dass die Daten – im Gegensatz zu anderen Lösungen für die automatische Analyse von Ejakulatproben – von einem zentralen System ausgewertet werden, womit Ergebnisse aller Labore und Mitarbeitende hinweg vergleichbar werden.
Die Ergebnisse können in der Anwendung langfristig eingesehen und anhand der Originalbilder/-videos nachvollzogen werden.
Nicht zuletzt ist die Analyse-Geschwindigkeit ein großer Plus-Faktor. Damit haben die Nutzer die Chance, ihre kostbare Zeit für all die Dinge zu verwenden, die ein Mensch besser kann, als eine Maschine.